Man hat ja gewarnt vor dieser Reise in den Libanon. Im Norden und Osten befindet sich das vom Krieg verwüstete Syrien, im Süden die Kämpfer der Hisbollah gegen Israel im Krieg mit Palästina. Wenn was passiert, dann gibt es nicht einmal einen Seeweg nach Westen, denn Europa fürchtet ihn als Flüchtlingsroute. Es bleibt nur der Luftraum, um Beirut zu erreichen und zu verlassen – und wenn dieser geschlossen wird, ist man drin in dieser explosiven Gemengelage des biblischen Raums. Wir waren noch nicht drin, da war der Luftraum geschlossen. Und als er wieder offen war, sind wir rein in diese wunderschöne Stadt Beirut. Schön nicht, weil das legendäre „Paris des Ostens“ noch sichtbar wäre, sondern weil es eine Stadt ist, die ihre Narben zeigt, schonungslos, und nicht Willens ist, selbst an ihren schmucksten Stellen, selbst im Luxusbasar des Central District, genügend Schminke aufzutragen, um die eigene Geschichte zu übermalen. Auch der nie enden wollende Bauboom, der wie Ausrufezeichen in den Himmel ragt, verdeckt nicht die Wunden, die eine von Krieg und Bürgerkrieg traumatisierte Gesellschaft in sich trägt.