Lazgi – Der Feuertanz im Kerzenschein

Lazgi
Auf großer Bühne: „Lazgi – Dance of Soul and Love“ von Raimondo Rebeck mit dem Usbekischen Nationalballett, 2022 zu Gast am Ballett Dortmund

Berin Iglesias Art

Wie sehr das Wort schimmert: Lazgi. Im Französischen klingt es wie „lascar“, ein schlauer Bursche. Man denkt an Laszives, historisch an Lascaux – an die Höhlenmalereien der Urmenschen. Ein Fund prähistorischer Felszeichnungen war es auch, der den zentralasiatischen Lazgi zu einem der ältesten, noch heute praktizierten Tänze erklärt hat.

Lazgi geht zurück auf den Feuerkult der persischen Zoroastrier, die Sonne und Flamme anbeteten und das „ewige Feuer“ pflegten wie man es noch heute die Olympischen Spielen tun. Lazgi ist ein feuriger Tanz aus dem Westen Usbekistans. Er ist schnell, extrem wendig und entwickelt sehr schnell sehr viel Energie. Um abrupt wieder zu verlöschen. Während zu Hochzeiten und Festen in einer Steppen-Provinz namens Khoresmien jede und jeder Lazgi tanzt, egal ob sieben und siebzig Jahre alt, gab und gibt es Unzählige, die nach ihm trachten: Der Sufismus bereits im Mittelalter, später die sowjetische Folklore und heute der islamische Generalverdacht gegen jede Form von Tanz: Kaum eine andere Kunst kam so unter Räder und blieb doch so standhaft wie Lazgi.

Lazgi sucht jeden Anlass zum Tanz: Hier auf dem Großen Melonenfest in Khiva

Zulya Rajabova

Lazgi in seinem Temperament fasziniert vor allem die Tanzwissenschaft, die Tanzarchive, den Tanzjournalismus. Trotz aller Zeugnisse, die diese Disziplinen überliefern, ist Lazgi dennoch ein Tanz, der bis zum Kitsch verunstaltet oder zu einer Urform des Breakdance empor stilisiert wird. Noch immer wird er vom Geist der sowjetischen Ballettfolklore übermalt, dies vor allem in der eintausend Kilometer entfernten Hauptstadt Tashkent. Denn seitdem Lazgi als immaterielles Kulturerbe international anerkannt ist, ist er der „Nationaltanz Usbekistans“. Und gehört nun allen Usbeken.

Lazgi

Khoresmische Tänzerin,  Ölgemälde, 2019

Dilorom Mamedova
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Applausexplosion

3,19

Lazgi lässt den Körper wie ein Erdbeben zittern. In seiner Wildheit und mit seinem Temperament gehört er zu den ältesten, noch heute praktizierten Tänzen der Welt. Mindestens 3000 Jahre hat er gemäß Felszeichnungen auf dem Buckel. Wer ihn in Reinkultur erleben will, reist in den Westen von Usbekistan, in ein Städtchen namens Urgench.

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