Das ist bis zu einem gewissen Grad wahr. Es ist tatsächlich ein Raum für Intimität, für Zuneigung, für Gefühle, ein Ort um etwas zu teilen. Beim Capoeira zum Beispiel konnte ich singen, tanzen, kämpfen und mit anderen Männern spielen, wie ich es sonst nie getan hätte. Die Berührungen hatten jedoch immer etwas Pragmatisches an sich. Die Hände zum Beispiel berührten nur, um etwas zu tun, also um zu schlagen, zu heben, zu kratzen – sie müssen immer eine pragmatische Funktion haben. Sie berühren nicht einfach nur, um zu fühlen.
Ich bin sehr froh, dass es uns gelungen ist, eine Art der Berührung in die Arbeit zu integrieren, die einfach nur dazu da ist, den anderen zu spüren. Was macht er gerade durch? Eine Bewegung, die dazu da ist, zu unterstützen, zu verstehen, zu kommunizieren, präsent zu sein. Ich mochte das sehr, wenn die Performer diese Art von Berührung zuließen, oder wenn sie manchmal in einer Position inne hielten und gemeinsam atmeten. Es erlaubte ihnen, miteinander zu verschmelzen, Zärtlichkeit zu finden, Trost zu finden, sich gegenseitig zu unterstützen oder auch kleine Streiche mit dem Körper des anderen zu spielen.
Es liegt etwas Besonderes in dieser Fähigkeit, sich gegenseitig körperlich zu trösten, ohne dass dies in irgendeiner Weise sexuell ist. Es fällt Männern zwar leicht, das andere Geschlecht zu umarmen, und vielleicht können sich Frauen gegenseitig leichter umarmen. Aber Männer und Männer, das geht nicht so gut, würde ich sagen. Ich bin sehr froh, dass die Darsteller dafür offen waren.
Ein Thema, das sowohl bei den beiden als auch bei mir immer wieder auftauchte, war die Idee der Kameradschaft. Dass man sich gegenseitig unterstützt, dass man gemeinsam auf demselben Weg ist. Wie lässt sich eine solche körperliche und emotionale Intimität zwischen Männern benennen? Es gibt beispielsweise den Begriff der Rivalität mit dem anderen, oder der Brüderlichkeit. Aber diese Arten der Beziehung werden häufig als „männlich“ kodiert. Bei der Kameradschaft hingegen, denke ich, ist man dem anderen einfach sehr nahe. Man ist mit dem anderen. Es ist ein schöner Begriff.