Peter van Heesen
In Vorpommern: Kann es klappen, in diesem Flächenland, dessen Küste im Sommer allein den Touristen gehört, ganzjährig für eine Tanzkultur zu sorgen, die diesem Namen auch verdient?
Im äußersten Nordosten Deutschlands und im äußersten Nordwesten von Polen verläuft ein Küstenstrich, Vorpommern genannt. Geprägt von Boddengewässern, gibt es zauberhafte, von Inseln und Halbinseln eingefasste Seenlandschaften, von der Oder und anderen Flüssen befüllt, die sich durch zahllose Untiefen hin zur Ostsee öffnen. Die oft schwer zugänglichen, darum gut geschützte Häfen machten es den Angreifern einst schwer, die mittelalterlichen Handelsstädte wie Stralsund, Greifswald und Stettin (Szczecin) zu erobern.
Mindestens so schwer ist es, sich in Vorpommern zwischen sommerlichem Strandurlaub und romantischen Sonnenuntergängen über der Ostsee eine Tanzkultur vorzustellen, die in den kleinen Städten an der Küste, aber auch im dünn besiedelten Hinterland und ihrer Energiewirtschaft zwischen all den Windkrafträdern, Solaranlagen und Rapsfeldern ebenso viel Energie entwickelt. Wie auch? Von Weitem klingt Vorpommern nach einem riesigen Hügelland, endlos entfernt von Metropolen wie Berlin und Hamburg.
Dass sich zwischen Universitätsstädten wie Rostock, Greifswald und Szczecin eine eigene Tanzszene entwickelt, hat über Jahre die Tanzjournalistin Elisabeth Nehring beobachten können. In der „Fachstelle Tanz Mecklenburg-Vorpommern“ engagiert sie sich für den Tanz im ganzen Bundesland und konnte tiefe Einblicke in eine Organisation namens „Perform[d]ance“ gewinnen. Die hat ihren Sitz in Stralsund, strahlt aber in den ganzen großen Landkreis Vorpommern-Rügen und sogar darüber hinaus aus. Das Gen der Tanzlust, das den Norden Deutschlands vor allem im 19. Jahrhundert charakterisierte, verwandelt „Perform[d]ance“ in Tanzkunst. Die hier folgende Erzählung lässt es wieder spürbar werden.
Längst kommen auch Tanzschaffende aus aller Welt wieder hierher – in die mittelalterliche Stadt Stralsund, aber auch aufs freie Land, wenn man so will, weil sie hier finden, was es in den Städten längst nicht mehr gibt: Freiraum und eine Gesellschaft, die um die Anerkennung des Tanzes nicht kämpfen muss, sondern ihn gemeinsam genießt.
Hier geht’s zur vorpommerschen Tanzkultur.
Abenteuer zwischen Sonne, Segel und Wolken: Wie die Perform[d]ance-Initiative den ländlichen Raum mit Tanz befüllt.
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