Liebling

Josephine Endicott
"Ich wurde wild vor Wut, wahnsinnig"

Die australische Tänzerin Josephine Ann Endicott ist eine der Schatzhüterinnen des Erbes von Pina Bausch. Und sie ist eine großartige Erzählerin. Fünfzig Jahre Tanztheater Wuppertal gehen an niemandem spurlos vorbei. Da ist Humor das mindeste, was es braucht, für den …

DEUTSCHEN TANZPREIS 2023

Gemeinsam mit meinen langjährigen Kollegen Dominique Mercy, Malou Airaudo und Lutz Förster wurde mir der renommierte Deutsche Tanzpreis für „50 Jahre Lebenswerk und Engagement“ verliehen. Die feierliche Preisverleihung fand am 14. Oktober 2023 statt.

Josephine Ann Endicott in Pina Bauschs “Kontakthof” bei der Tanzpreis-Gala in Essen 2023

Ursula Kaufmann

Zum Kreis der möglichen Laudatoren des Preises gehörten Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der deutsche Filmemacher, Autor und Drehbuchautor Wim Wenders, der ehemalige Bundestagspräsident Norbert Lammert, die bekannte Wuppertaler Frauenrechtlerin, Journalistin, Autorin und Verlegerin Alice Schwarzer sowie die großartige deutsche Schauspielerin, Film- und Tanzkollegin Mechthild Grossmann. Wir vier, die ihre kritischen Entscheidungen immer gern gemeinsam getroffen haben, waren gespannt herauszufinden, wer uns die Preise überreichen wird. Ich war froh, dass die Wahl auf Mechthild Grossmann fiel, die nicht nur uns alle vier „Verrückte“ kannte, sondern mit allen von uns eng zusammengearbeitet hat.

Josephine Endicott

Die Laudatio von Mechthild Grossmann

Ursula Kaufmann

Mechthild war die einzige deutsche Schauspielerin, die von Pina für das Tanztheater engagiert wurde, entweder als ständiger Gast oder mit einem festen Vertrag, und das schon seit den 1970er Jahren. Pina und Mechthild waren eng miteinander verbunden oder gar befreundet. Von 1976 bis 2017 war Mechthild für das Tanztheater und in ihren Rollen unersetzlich und unvergesslich. Dazu gehörte ihre lustvolle Märchengeschichte in Macbeth, ihr schillernder, unverwechselbarer „Surabaya Johnny“ in einem Brecht/Weill-Abend 1980 und im Walzer mit ihrem berühmten Text „Noch ein Weinchen, noch ein Zigarettchen – und bloß noch nicht nach Hause“. Sie war einer der Publikumslieblinge mit ihrer dunklen, heiseren Stimme, als hätte sie die ganze Nacht durchsoffen oder geraucht, was nie der Fall war, und nicht zu vergessen ihre herrlichen, wohlgeformten Beine und ihr dichtes, lockiges Haar, wie man es aus dem “Tatort” aus Münster kennt. Ich liebte es, Mechthild bei ihren Auftritten zuzusehen. Sie gab wirklich zu hundert Prozent sich selbst in alles, was sie in Pinas Stücken tat.

Was hier nun folgt, sind nicht etwa Memoiren, wie das üblich ist, nachdem man einen großen Tanzpreis erhalten hat und hofft, dass die Welt noch einmal für einen Moment auf einen zurückschauen will. Was folgt, ist eine Tragödie, eine verzweifelte Liebe, natürlich eine Homage an Pina und der schier endlose Kampf um das Tanztheater nach Pinas Tod. Kurzum: eine ziemlich unterhaltsame Lektüre, die solange dauert wie ein Stück von Pina Bausch.

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Jo und Pina – Wandlungen und Veränderungen

4,98

Als Josephine Endicott 1973 Australien verließ, ahnte sie nicht, dass ihre gesamte Karriere in einem anderen Land verlaufen würde. Das talentierte junge Mädchen geriet in ihrem Heimatland bald in Vergessenheit, bis sie 1982 in mehreren Stücken von Pina Bausch bei der ersten Australien-Tournee des Tanztheaters Wuppertal auftrat. Fünfzig Jahre lang verbrachte sie – mit einer sechsjährigen Unterbrechung – ihr Leben in Pinas Leben.

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