Solange Krieg und Lüsternheit unseren Alltag prägen, gibt es gute Gründe dafür, sie auf der Bühne darzustellen. Genau das hat Jan Fabres letztes Opus magnum, „Mount Olympus – To glorify the cult of tragedy (a 24-hour performance)“ getan. Die in dem offenen Brief beschriebene Atmosphäre bei den Proben in Troubleyn ist im Vergleich zu dem, was die Tänzerinnen und Tänzer in „Mount Olympus“ zur Uraufführung in Jahr 2015 vierundzwanzig Stunden lang auf die Bühne brachten, eher zahme Kost. Es geht dabei nicht um den Aufstieg und Fall eines Helden, sondern um die Tragödie selbst: Es geht um die Frage, warum wir Helden und Tragödien brauchen – oder sie brauchen wollen. Dass Fabre selbst nicht in der Lage war, den Verlockungen der Macht zu widerstehen oder das Schicksal zu umgehen, das alle tragischen Helden erwartet, fügt dem Zusammenspiel von Fakten und Fiktion, das im Mittelpunkt des Werkes steht, noch eine neue Ebene an Komplexität hinzu. „Mount Olympus“ wirft viel Licht auf die Anschuldigungen, die gegen ihn vorliegen. Und widerlegt sie nicht, sondern legt die Wunde in uns allen offen.