Es ist die Geschichte, die ein Zeitzeuge nicht etwa in der Bemühung erzählt, das heutige Russland in irgendeiner Weise mit einem anderen Russland zu vergleichen, dem Russland der Perestroika oder dem der Sowjetunion. Alle Welt weiß, dass Russland und sein Ballett untrennbar miteinander verbunden sind, ein Ballett, das unter Zaren und Zarinnen zur Blüte gelangte, und von dem niemand hoffen kann, dass unter der gegenwärtigen Autokratie noch einmal Vergleichbares zu erwarten sei.
Man könnte allenfalls denken, dass in Russland die gute alte eigene Balletttradition nun intensiver denn je verehrt wird, und sie wieder pur hervortritt, weiß gewaschen von allen über Jahrzehnten gewährten Einflüssen aus New York, Paris, London oder Madrid. Aber bereits das wäre zu viel verlangt von den Gralshütern der Theater und auch den Ballettakademien. Sie sind Traditionalisten, das stimmt, aber sind sie auch ausreichend gewappnet, jenes neue Personal, jene Motivation zum Kunstwollen, jene Ambition zur interpretierenden Fortführung des großen russischen Tanzerbes in einer jüngeren, jetzigen Generation anzufachen?