Das tanzende Cluster

Moving Cities Hong Kong
Hongkong ist mehr nur als eine Menge Mensch. Diese Stadt ist ein Cluster aus Millionen Einzelnen: ein komplexer Tanz auf engem Raum

Jevan Chowdhury

Hongkong gehört zu China. Neue Gesetze, auch zur Eindämmung des Virus, machen es der Stadt nicht leichter, in ihre immer noch neue Rolle zu finden. So geht es auch der Tanzszene. Sie wagt weiterhin den Aufbruch, versucht aber auch neue Wege zu gehen und mit Traditionen zu brechen

Hong Kong

Ich lebe in Hongkong, zusammen mit 7,5 Millionen anderen Menschen – je nach Perspektive in einem quirligen und geschäftstüchtigen Stadtstaat oder in einer Sonderverwaltungszone, als einer Mischung aus beidem..

Ich bin Kunstkritikerin, ich sehe die Stadt, ich sehe, was sie kulturell erzeugt – und erleidet. Zwischen steil die Berge emporwachsenden Hochhäusern und der pazifischen Weite des Meeres, die auf den unzähligen Inseln zu spüren ist und ebenso zu Hongkong gehören – zwischen diesen Kontrasten wächst mit jeder Generation der Tanz – so er denn nicht stumm wird oder auswandert, sondern sich an der Zukunft nährt, an anderen Modellen des Theaters, an anderen Möglichkeiten, um auch mit anderen Technologien auf den Körper zu blicken, gerade hier.

Hongkongs Tanzszene sieht dabei auf den ersten Blick so aus, wie jede Tanzszene großer Städte auch, mit all den bekannten Problemen: Probemöglichkeiten sind so rar wie Engagements an den Theatern. Förderung gibt es nur in homöopathischen Dosen, Unterstützung ist oft genug ein Glücksfall.

Und ja, auch in Hongkong gibt es Covid-19 – im Moment sind alle Theater wieder geschlossen. Und ja, auch in Hongkong gibt es Vorbehalte gegen Menschen, die tanzen und dies sogar beruflich tun. Zumal in Hongkong nahezu dieselben Bedingungen gelten wie überall, nur, dass wir neben Covid-19 auch unsere eigenen Gesetze revidieren müssen.

Was ich hier erzählen will, vor den Tanzbildern des Londoner Fotografen Jevan Chowdhury, ist ein Bericht zur Lage, den ich versuche, so objektiv wie möglich zu schildern, um den  Blick auf diese Stadt zu richten – entlang der hier abgebildeten Inszenierung des Hong Kong Ballet unter Leitung von Septime Webre, die in Zusammenarbeit mit dem Hong Kong Design Centre als permanente, 220 Meter lange Fotoinstallation für eine U-Bahnstation des hiesigen Transportunternehems MTR im Stadtteil Wan Chai zu sehen ist.

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Aus den Augen, aus dem Sinn – die schwindende Hongkonger Tanzszene

3,11

Hongkong ist ein gezähmter Moloch – so scheint es. Unter der Oberfläche sucht die Kunst nach neuen Wegen, gerade im Tanz. Tanz braucht den Körper, immer öfter aber findet er einen Avatar seiner selbst. Das Digitale ist nur ein Werkzeug unter vielen, um dem Körper zu seinem Recht zu verhelfen, wenn er, in Hongkong, im Lockdown verharren muss

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