Dramatisch sind zu Beginn die Umrisse des Schädelturms zu erkennen sind, eines Denkmals für die Serben, die im Ersten Serbischen Aufstand gegen das Osmanische Reich zu Beginn des 19. Jahrhunderts gefallen sind. Dramatisch auch das Innere einer von Fackeln beleuchteten Höhle, in der nach der Eröffnungsszene mit einer Gruppe männlicher Darsteller ein weibliches Solo, dann ein Duo und eine Gruppenchoreografie zu sehen sind, voll energiegeladener Bewegungen und asymmetrischer, unerwarteter Sprünge, Drehungen und abrupter Streckungen der Gliedmaßen. Elemente der Folklore und Ballettbewegungen scheinen wie hinein gestreut. Das Spektakel wirkt wie ein Ritual, als eine Art Rebellion gegen die Götter, die im Vokabular des antiken Theaters wie gefangen erscheinen.
Parallel zur Videoprojektion stellt Nela Antonović auf der Bühne die Bewegungen einer der Tänzerinnen aus dem Filmmaterial nach. Antonovi imitiert sie nicht, sondern sie zeichnet mit ihren Körper im Punk-Kostüm lässig nach, was die Frau im sakralisierten Kleid ihr vorzutanzen scheint. Zwischen ihrer realen Aktion und der Aufzeichnung liegen ein halbes Jahrhundert. In fünfzig Jahren hat sich der Geist der Zeit verändert. Radikal sogar. Niemand würde heute noch eine Höhle in einen Heiligen Gral umwandeln. Was man spürt, ist ein Tanz wie eine alchemistische Substanz, die gegen die Korrosion der Geschichte wirken will.
Diese Choreografie von Smiljana Mandukić aus dem Jahr 1973, die anlässlich des 175. Jahrestages des ersten serbischen Aufstands im Fernsehen ausgestrahlt worden war, bezog ihren damaligen Reiz daraus, anstelle der männlichen Kämpfer mutig weibliche Figuren in den Vordergrund des traditionellen Volksepos über den heroischen Kampf gegen die Türken zu stellen.
Denn der Tanz war immer ein Kampf gewesen. Ein Gutteil des Stücks „Der Wunsch, eine solide Geschichte zu schreiben, wird im Scheitern enden“ besteht aus solchen Nebeneinanderstellungen alter Aufnahmen und zeitgenössischer Aktionen.